Dienstag, 15. März 2011

Ilka Stitz
Die Unsichtbaren

Tatort: Duisburg / Landschaftspark

»Sofort raus!« Kurts Stimme klang dumpf.
Die Glastüren glitten mit einem Seufzen auseinander, draußen wartete der Porsche Cayenne mit laufendem Motor. Beagle Rocky hechelte hinter der Heckscheibe.
Paul, der Fahrer, reckte sich, um die Beifahrertür zu öffnen, und zog Elvira am Arm in den Wagen, während Isolde sich auf den Rücksitz hievte und durchrutschte, um Wilhelm und Kurt Platz zu machen.
Paul hatte Recht behalten, der Cayenne war zwar nicht billig gewesen, aber als Fünfsitzer wie für ihre Anforderungen gemacht.
»Und los!« Isolde stopfte die prallen Plastiktüten neben sich auf die Rückbank.
Paul gab Gas und sie fuhren ohne Licht, aber mit quietschenden Reifen ab. Isolde sah hektisch nach links, nach rechts, nach hinten. Alles war ruhig. Auf der Bismarckstraße war nur ein einsamer Passant unterwegs, und der beachtete sie nicht. Das Gute am Winter war, dass es so früh dunkel war. Kaum fünf Uhr Nachmittags und es war schon finster wie in der Nacht. Morgen sollte es schneien.
Nach zweihundert Metern bogen sie rechts auf die Kammerstraße ab, Paul drosselte das Tempo und schaltete die Scheinwerfer ein.
Endlich außer Sicht, runter mit der Skimaske. Isolde atmete auf. Die Dinger waren warm und kratzten im Gesicht.
Isolde holte ihre Handtasche aus dem Fußraum, kramte den Taschenspiegel heraus und sah sich das Fiasko in ihrem Gesicht an. Rote Flecken prangten auf Wangen und Stirn, großartig! »Diese Masken sind scheußlich.«

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Die Autorin:
Ilka Stitz, geboren 1960 in Hannover, studierte Kunstgeschichte, Germanistik und klassische Archäologie und arbeitete als Journalistin in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Gemeinsam mit Karola Hagemann schrieb sie als »Malachy Hyde« vier historische Romane, die im Kleinasien der Römerzeit um 40 v. Ch . angesiedelt waren. Zuletzt erschien von ihr als Alleinautorin »Wer Fortuna trotzt« (2010), ein historischer Krimi aus der Zeit der römisch besetzten Rheinlande.