Frische Pommes, leckre Wurst,
eine Coca für den Durst,
etwas Saures für den Magen,
das kann jeder gut vertragen!
Ich erinnere mich, als wäre es erst gestern geschehen. Ihre Leiche fand man in der Volme. Einfach von der Brücke geworfen. Von der Altenhagener Straße. Sie sei ertrunken, hieß es.
Dass sie von der Brücke geworfen wurde, behaupte ich. Offiziell kam man zu dem Schluss, dass sie sturzbetrunken war, sich übergeben musste und dabei über das Geländer gekippt sei. Ziemlich unwahrscheinliche Sache. Man muss sich schon sehr weit über das Geländer lehnen, um das Gleichgewicht zu verlieren. Außerdem ist die Volme an der Stelle nicht viel tiefer als eine Pfütze. Selbst ein Einjähriger kann darin stehen.
Eher hätte sie sich das Genick brechen können. Aber gut, ich will es nicht abstreiten: Angenommen, sie wäre wirklich ohne Fremdeinwirkung von der Brücke gestürzt, dann hätte sie so unglücklich aufkommen können, dass sie das Bewusstsein verloren hätte und theoretisch selbst in der flachen Volme ertrinken können.
Dennoch: Das Ganze ist so unwahrscheinlich, als würde ich behaupten, ich könnte mich unter einem Wasserhahn ertränken. Oder mir mit einem Spielzeugmesser die Pulsadern aufschneiden. Oder mich mit einem Zwirnfaden erhängen.
Was ich nämlich definitiv weiß: Prinzessin Kajuku hat nicht getrunken. Niemals! Nicht einen Tropfen Alkohol! Ihre Eltern waren beide Alkoholiker. Da gab es oft Zoff zu Hause. Ich wusste, wie sehr sie das Elend hasste! Oft kam sie mit einem blauen Auge oder aufgeplatzten Lippen in die Schule.
»Gib mir die Absolution, und ich bring das Schwein von Stiefvater für dich um«, hatte ich ihr einmal angeboten, aber sie hatte nur den Kopf geschüttelt und gesagt: »Ich kann doch meine Eltern nicht dafür hassen, dass sie krank sind.«
So war sie, eine Art Samariterin.
Eine Heilige, sagten andere.
***
»Mehr als dreißig Jahre ist das jetzt her«, sagte Alex. »Fünfunddreißig! Mehr als fünfunddreißig«, berichtigte Brandy.
Wir hatten uns in »Melinda's Pub« verabredet. Der Schuppen befand sich genau an der Stelle, an der vor über dreißig Jahren Marilyns Imbisswagen stand. Damals war hier nur ein Parkplatz gewesen. Dann hatte man irgendwann einen Neubau an der Stelle hochgezogen.
weiter in: Schicht im Schacht
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Renè Zey: Pommes blut-weiß
Der Autor:
Uwe Voehl, geboren 1959 in Hagen, lebt in Bad Salzuflen und arbeitet nach einem Wirtschaftsstudium als Werbetexter und Schriftsteller. Bereits seit den 1970ern schreibt er Beiträge und Exposés für zahlreiche Romanheftserien. Seine Erzählungen und Kurzgeschichten wurden mehrmals mit Preisen ausgezeichnet. Zuletzt erschien von ihm »Blut und Rüben« (2011), der erste Krimi aus der Moritz Morgenstern-Reihe.