Sonntag, 27. März 2011

Volker W. Degener
Der Blumenmann

Tatort: Mülheim an der Ruhr

»Nicht wahr, jetzt ist alles in bester Ordnung«, sagt die Stationsschwester und verabschiedet sich. »Alles Gute! Für Sie und die Kleine.«
»Na ja – trotzdem vielen Dank!«
Andy Bestwig schnappt sich die Reisetasche und den Babykorb. Laura ergreift sein Handgelenk. Sie will ihm den Korb mit dem Baby abnehmen. »Das ist zu viel für dich«, sagt sie. »Zu schwer.«
»Nein, nein. So gewöhne ich mich schneller an die doppelte Verantwortung«, verkündet er schmunzelnd. »Verantwortung für dich und unser wunderbares Kind.«
Ein Lächeln huscht über Lauras Gesicht.
Sie gehen zum Aufzug.
»Zum Glück hab ich vor der Klinik einen Parkplatz erwischt«, sagt Andy.
Als er den Rufknopf gedrückt hat und sich wartend umschaut, stößt er Laura mit dem Ellenbogen an.
»Du, warte mal!«
»Was ist denn?« Die Fahrstuhltür gleitet auf.
»Moment mal. Da ist der Kerl wieder. Der mit dem Blumenstrauß.«
»Ich verstehe nicht«, sagt Laura. Die Aufzugtüren schließen sich lautlos.
»Der in deinem Zimmer war, der uns beklaut hat.«
»Bist du sicher?«
»Hundert Prozent. Du hast ihn ja ganz genau beschrieben.«
Während Andy den Mann mit den Blumen nicht aus den Augen lässt, setzt er zuerst die Reisetasche und dann ganz vorsichtig den Babykorb ab. Zum Glück schläft das Baby immer noch.
»Bin gleich zurück!«

Und damit eilt Andy dem Unbekannten nach, der gerade im Treppenhaus verschwindet. Am Treppenabsatz kann er den Mann gerade noch als flüchtigen Schatten ausmachen. Der Fremde ist schon eine Etage tiefer.
»Hallo! Moment mal!«, ruft ihm Andy nach.
Der Kerl fühlt sich nicht angesprochen, wirft nur einen kurzen Blick über die Schulter, erhöht aber zugleich seine Geschwindigkeit. Andy hastet hinterher, und er spürt, wie seine Wut mit jeder Treppenstufe zunimmt. Eine bisher unbekannte Wut.
»Hallo, Sie!«
Der Kerl hat unten eine der dunkelblauen Türen am Fuß der Treppe geöffnet, schlüpft hindurch und zieht sie hinter sich zu. Als Andy die Tür aufdrückt, steht er im Keller der Klinik.  Versorgungsrohre. Ausrangierte Betten und Nachttische. Plastiksäcke.
»Verdammt!«
Schummrige Beleuchtung. Eine Neonlampe blinkt aufgeregt mit einem flackernden Surren. Andy hält den Atem an, lauscht. Keine Schritte, nichts.
Doch! Atmen. Unterdrücktes Atmen, Keuchen.
Mit einem trockenen Klick geht das Licht aus. 
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weitere Ruhrgebietskrimis
Nina George: On The Road to Hell oder: Als Herr Simancjec einmal tot war
Herbert Knorr: Ohne Senf geht gar nix
Christiane Dieckerhoff: Bis dass der Tod euch scheidet

  
Der Autor:
Volker W. Degener, geboren 1941 in Berlin, wuchs im Ruhrgebiet auf, war Polizist in Bochum, Polizeipressesprecher und zuletzt Kommissariatsleiter in Herne. Er schrieb zahlreiche Romane und Erzählungen, darunter viele Kinder- und Jugendbücher. Sein Jugendroman »Geht's uns was an«, der auch verfilmt wurde, gehört zu den Klassikern zum Thema Kindesmisshandlung. Zuletzt erschienen von ihm der Jugendroman »Scheiße, der will Amok laufen« (2010).

Mittwoch, 23. März 2011

Horst Bieber
Geschäft zu zweit

Tatort: Dortmund und Umgebung

Andreas Mirloff rückte den Krawatten-Knoten zurecht, bevor er die Schwingtür des »Café Kleimann« aufstieß, setzte sein Lächeln Nummer sechs auf - schüchtern, verlegen, aber gleichwohl tapfer - und musterte rasch die Gäste.
Für elf Uhr morgens war das Café in der Dortmunder Innenstadt gut besetzt, einige wenige Männer und viele Frauen. Es summte und schnatterte pausenlos.
Sibylle Frantzen saß am Fenster und schaute ängstlich in seine Richtung. Auch ohne die verabredeten Zeitschriften auf dem Marmortischchen erkannte er sie sofort; ihr Profilbild aus dem Dating-Forum hatte nicht gelogen, sie war tatsächlich so hübsch und selbst im hellen Sonnenschein sah sie jünger aus als 38. Gepflegt und ansehnlich, außerdem so dezent wie teuer gekleidet.
Seine Laune hob sich, die Mundwinkel wechselten in Position eins - ehrliche Freude.
»Grüß Gott … Sibylle!«, sagte er aufgekratzt. »Ich bin Andreas … Andreas Mirloff.« Seine Verbeugung war nur angedeutet, Folge der schnellen Überlegung, dass er einer solchen Frau mit übertriebener Höflichkeit nicht imponieren würde.
»Guten Tag, Andreas.« Zwei-, dreimal blinzelte sie schnell und reichte ihm dann die Hand, die er nur drückte Handkuss war nicht angebracht. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Bitte, setzen Sie sich doch!«
»Vielen Dank.« Er lachte offen und gestand: »Ich bin etwas aufgeregt.«
»Das geht mir nicht anders.«
»Obwohl ich nach unseren vielen Mails glaubte, ich würde Sie schon gut kennen.«
»Sie nehmen mir wieder das Wort aus dem Mund.« Ihr Seufzer war nicht ernst gemeint. »Es ist … es ist etwas ungewöhnlich, sich auf diese Art zu treffen.«
»Ja«, pflichtete er bei und betrachtete entzückt ihren Diamantring. »Beim ersten Mal ging's mir auch so, ich fühlte mich ziemlich unbehaglich.«
»Beim ersten Mal?«, forschte sie, die Stimme senkend.
»Dann haben Sie sich … schon häufiger auf … auf diesem Internet-Portal umgesehen? «
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Andere Revierkrimis:
Arnd Federspiel: Jenseits von Heljens
Christiena Dieckerhoff: Bis dass der Tod euch scheidet
Ilka Stitz: Die Unsichtbaren
Anne Chaplet:  In Barmen kein Erbarmen 

Der Autor:
Horst Bieber, geboren 1942 in Essen, studierte Geschichte, Philosophie und Germanistik, volontierte bei der WAZ und arbeitet von 1970 bis 1997 - zuletzt als Chef vom Dienst - für die Wochenzeitung DIE ZEIT. 1982 veröffentlichte er mit »Sackgasse« seine ersten Krimi, eine Privatdetektivgeschichte aus dem Revier. Es folgten bis heute mehr als 20 Romane, zahlreiche Hörspiele und Fernsehdrehbücher.

Sonntag, 20. März 2011

-ky und sein Kumpel
Was geschieht mit Czarnowanz?

Tatort: Essen

»Jetzt kann wirklich nichts mehr schief gehen.« Verena Kwiatkowski war seit fünfzehn Jahren Assistentin bei der Kripo Essen und wusste alles über Entführungen und die Übergabe des Lösegeldes. In Theorie und Praxis war sie gleichermaßen ein Ass. »Mit dem Czarnowanz - das ist wirklich genial.«
Der das sagte, war Uwe Kubschütz, ein zerbrechlich wirkender junger Mann von knapp dreißig Jahren, der am Bahnhof Altenessen einen Computerservice betrieb, der allerdings trotz der Konjunktur in dieser Branche kaum seinen Mann ernährte, so dass Uwe nebenbei noch drei Tage in der Woche als Aushilfsmüllkutscher für die Entsorgungsbetriebe Essen arbeiten musste.
Was beide vereinte, Uwe und Verena, war nicht nur die Liebe, sondern auch der Traum von einem Leben, das darin bestand, immer on the road zu sein und auf einer Luxusyacht über die Meere zu schippern, von Hamburg nach Hawaii, von Java nach Rio, von Hongkong zu den Fidschi-Inseln, und mit den Großen dieser Welt Partys zu feiern und Champagner zu schlürfen.
Danach wollten sie in die DomRep und in Puerto Plata ein Hotel eröffnen - wie das ging, hatten sie zuletzt in einer Dokusoap auf RTL2 gesehen. Da würden sie dann in Ruhe den Rest ihres Lebens genießen.
Um das alles mit ihren nicht eben hohen Einkommen finanzieren zu können, hätten sie allerdings 1000 Jahre warten müssen. Wenn man jeden Monat nicht einmal 500 Euro auf die hohe Kante legen konnte und für seine Pläne mindestens fünf Millionen brauchte, dann ging das halt nicht schneller.
So hätten also Uwe und Verena alle ihre Träume begraben können, wenn da nicht Winfried Czarnowanz gewesen wäre, der mit seinen diversen Firmen ein reicher Mann geworden war. Nur wenige wussten das, denn Czarnowanz betrieb seine Holding unter einem Namen, der nichts verriet, und lebte perfekt getarnt in einem kleinen Einfamilienhaus an der Liboristraße in Katernberg. Die Nachbarn hielten ihn für einen ganz normalen leitenden Angestellten. Er ging auf die Sechzig zu, die Kinder studierten im Ausland und seine Frau schien ab und an zu trinken. Aber auch das war ja ganz normal.


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Und diesen Winfried Czarnowanz hatten sich Uwe und Verena nun als Opfer für ihr Kidnapping ausersehen.
Verena hatte alles sorgfältig recherchiert. »Das sind Leute, die darauf aus sind, nur nicht aufzufallen. Fünf Millionen sind ein Klacks für sie. Wenn wir seine Frau anrufen, wird sie auf der Stelle zahlen. Nur kein Aufsehen, nur keine Medien. Das wird genauso abgehen wie damals bei der Entführung dieses Discount-Millionärs aus Schonnebeck.«
Uwe Kwiatkowski nickte. »Das Versteck ist vorbereitet, ebenso alles für die Kontaktaufnahme mit ihr. Und was dann noch die Übergabe des Lösegeldes betrifft, da …«
»… da sehe ich die geringsten Probleme, Bärchen!«, sagte Verena. »Das einzige Risiko, das ich noch sehe, liegt im Zugriff. Dass es Zeugen gibt, wenn wir Czarnowanz morgens abfangen, dass jemand das sieht und meine lieben Kollegen anruft …«
»Kann ich mir nicht vorstellen.«
***
Und in der Tat, es klappte alles wie vorausberechnet. Als der Wagen der Essener Entsorgungsbetriebe am Mittwochmorgen in der Liboristraße langsam an Czarnowanz vorbei rollte, war das so alltäglich, dass der nicht einmal hinsehen mochte. Aber auch in diesem Falle wäre ihm nicht aufgefallen, dass diesmal ein anderer Müllwerker als sonst am Steuer saß.
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andere Stories aus Essen:
Ralf Kramp: Nachts im Museum
Ulrich Straeter: Ene mene muh
René Zey: Pommes blut-weiß
Karr&Wehner: Essener Geschichten


Der Autor:
-ky, alias Horst Bosetzky, geboren 1938 in Berlin, legte mit seinen Romanen in den achtziger Jahren gemeinsam mit anderen den Grundstein für den neuen deutschen Krimi. Er veröffentlichte bisher rund 80 Bücher, sowie zahllose Stories und Hörspiele. Zuletzt erschienen von ihm in der Reihe um den Kriminalkommissar Kappe aus dem Berlin der 30Jahre die beiden Romane »Bücherwahn« (2010) und »Feuereifer« (2011). Über den Kumpel, mit dem er hier zusammengearbeitet hat, ist nur bekannt, dass er tief in der Krimiszene des Reviers verstrickt ist.

Tatort Herne
Kriminelle kommunale Karriere

Revierkrimi-Sammlung bringt neuen Herne-Krimi von F.G. Klimmek

»Er wollte Oberstadtdirektor werden«, heißt es in der Kriminalstory »Unsere Stadt soll schöner werden« von F.G. Klimmek. Und weiter: »Als Vorstufe für diesen Karriere hatte sich Lorenz Mehring zunächst einmal zum Vorsitzenden der Werbegemeinschaft Herne-Crange wählen lassen.« Von dort aus startet der ebenso engagierte wie skrupellose Kommunalpolitiker seinen Weg an die Macht. Seine Einschätzung von Herne als »Ruhrpott-Schilda« und »Revier-Chicago« lässt ihn dabei zu ebenso skurrilen wie kriminellen Miteln greifen. Ewin Killer muss her, um Ordnung zu schaffen! Mit beißendem Humor beschreibt der Herner Autor F.G. Klimmek, wie sein Held den Slogan von "Unsere Stadt soll schöner werden" umsetzt.

Friedrich G. Klimmek, der mit seinen schrägen Krimi-Parodien »Ein Fisch namens Aalbert« und » Machs noch einmal, Aalbert« sein Talent für pfiffige Unterhaltung unter Beweis stellte, gehört zu den knapp zwei Dutzend Top-Autoren, die von Krimi-Herausgeber H.P. Karr zur Revierkrimi-Anthologie »Schicht im Schacht« eingeladen wurden. Das Buch ist soeben im KBV-Verlag erschienen.

Die Anthologie vereinigt zwei Dutzend spannende und gelegentlich auch skurril-komische Kriminalgeschichten von ausgewiesenen Profis. Anfangen von Krimi-Meistern wie Ralf Kramp, Anne Chaplet und Jörg Juretzka bis hin zu Arnd Federspiel und Sonja Ullrich, den aktuellen Geheimtipps des Revierkrimis geben sich hier alle ein Stelldichein, die nicht nur in der Revierkrimi-Szene etwas zu sagen haben.

Angeheuert wurden sie für die »Schicht im Schacht« von Herausgeber H.P. Karr. »Wenn nichts mehr geht, dann ist 'Schicht im Schacht'«, erklärt Krimi-Fachmann H.P. Karr, der schon im vergangenen Jahr eine erfolgreiche Revierkrimi-Sammlung veröffentlichte. »In den neuen Kurzkrimis gibt es noch mehr Spannung und noch mehr Lokalkolorit und Anspielungen auf Reviertypisches.« Wie etwa den Rhein-Herne-Kanal oder auch die Affäre um den Ölkönig von Wanne. "Das sind alles Krimis, die nur hier im Revier spielen können!", fasst Karr zusammen.
Unter dem Motto »Maloche, Macker und Moneten« bietet »Schicht im Schacht« Mordgeschichten von hart bis zart, und natürlich auch mit  dem revier-typischen Humor, der den Ruhrgebietskrimi so populär gemacht hat.

Freitag, 18. März 2011

Martin Schüller
Katerfrühstück

Tatort: Bochum

»Verdammt, warum stehen die Gläser hier noch rum?«, blaffte Marcus Wüst, als er die Kochschule im Gebäude der ehemaligen Zeche Hannover betrat. Sie waren hier vielleicht etwas weitab vom Schuss im Bochumer Norden, aber die Nähe zum Westfälischen Landesmuseum für Industriekultur garantierte ein gewisses Niveau.


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Es war bereits später Nachmittag und Vivian, seine Assistentin, war noch dabei, die Tafel einzudecken. Dabei hätte sie längst schon mit der Vorbereitung des Gemüses anfangen sollen.
Vivian Schneider eilte herbei, und begann, die Paletten mit den leeren Einweckgläsern in den Lagerraum zu tragen. Er würde später seinen berühmten Lammfond darin abfüllen, ohne den kaum ein Teilnehmer seiner Kochseminare nach Hause ging. Dass der Fond zu neunzig Prozent aus der Dose kam, hatte noch keiner bemerkt. Die Gewinnspanne war fantastisch.
Er sah sich unzufrieden um.
Das Edelstahl der Backöfen, Töpfe und Dampfgarer blinkte. Die schwarzen Flächen der Induktionsherde schimmerten streifenfrei. Die aufgearbeiteten Backsteinwände sorgten für rustikal-nostalgische Atmosphäre. Für die Umnutzung des Industriedenkmals hatte es eine gesunde Finanzspritze vom Land gegeben, so dass ihn der Umbau kaum einen Cent gekostet hatte.
Es gab eigentlich keinen Grund, unzufrieden zu sein, aber Marcus Wüst war von Natur aus unzufrieden.
Zwölf Leute würde die Gruppe heute Abend umfassen. Zwölf der üblichen Banausen, denen er an einem Abend die Grundlagen des guten Kochens beibringen sollte.
Immerhin bezahlten sie dafür. Und nicht zu knapp. Er lächelte höhnisch.
Vivian hatte die Gläser ins Lager geräumt und trug nun ein Tablett mit Tellern herein. Sie schien sich gefangen zu haben. Die letzten Wochen war sie am Boden zerstört gewesen, weil Groucho, ihr Kater gestorben war. Sie hatte ihn nach langem Suchen auf dem Platz vor dem Schauspielhaus gefunden. Ohne äußere Verletzungen, aber mausetot.
Er hatte Mitleid geheuchelt, so gut es ging, und heucheln konnte er ziemlich gut. Das musste er auch, denn schließlich hatte er das Tier auf dem Gewissen.
Eine Katze, mausetot – Wüst grinste böse in sich hinein. ...
weiter in: Schicht im Schacht
andere kulinarische Stories:
René Zey: Pommes blut-weiß
Uwe Voehl: Frühstück bei Marilyn

Der Autor: Martin Schüller, geboren 1960 in Haan, lebt in Köln und hat als Nachttaxifahrer die Vorder- und Rückansichten der Stadt erkundet. Sein Debüt als Krimi-Autor lieferte er mit dem Roman »Jazz«, seine Beziehung zur Musik spiegelt sich auch in »King«. Zuletzt erschienen von ihm die Oberbayern-Krimis »Tod in Garmisch« und »Die Seherin von Garmisch«.

Ulrich Straeter
Ene mene muh

Tatort: Ruhrgebiet 1979

Schäfer schwitzte. Die beiden Filmleuchten des Teams rissen nicht nur jeden Winkel des Kellers aus dem Dunkel, sondern hatten den Raum auch zur Sauna gemacht. Schäfer hätte nie gedacht, dass er als Pensionär noch einmal mit dieser Sache zu tun bekommen würde.
»Können wir?« Der Reporter fasste sein Handmikro fester, der Kameramann schulterte die Betacam, und der Schlosser entzündete die Flamme seines Schweißbrenners.
Schäfer sah, wie die blaue Feuerlanze sich der Tresortür näherte, während der Reporter mit angemessener Dramatik seinen Aufsager in die Kamera machte: »Das ist der Tresor von Edwin Rombach. Wir sind hier im ehemaligen Haus des ehemaligen Ölkönigs von Wanne-Eickel. Wo genau, das können wir nicht sagen, weil der jetzige Eigentümer, der es aus einer Zwangsversteigerung erworben hat, Wert auf Diskretion legt. Jahrelang hat er nicht gewusst, was für einen – sagen wir – prominenten Vorbesitzer er hier hatte. Als er vor einem halben Jahr seinen Keller ausbauen wollte und eine Trennwand einriss, entdeckte er diesen Tresor, der seit 30 Jahren unberührt ist. Womöglich seit dem Tag, als Edwin Rombach auf der Flucht vor Staatsanwaltschaft, Finanzamt und Zollfahndung abtauchte – mit knapp fünf Millionen Mark in bar. Er hinterließ fast 500 Millionen an Steuerschulden, einen arglosen Amateurfußballverein, den er gesponsert hatte und eine Menge Fragen.«
Die Flamme des Schneidbrenners grub sich ins Metall der Tresortür. Es roch scharf nach verbrannter Farbe. Und plötzlich hatte Schäfer das Mikro vor dem Gesicht. »Bernd Schäfer war damals bei der Zollbehörde in Essen für die Vollstreckung der Steuerschulden zuständig. Wie war das damals, Herr Schäfer?«

Auf Platz 1: Die Village People mit: »Y.M.C.A«
Gefolgt von Platz 2: Blondie mit »Heart of Glass«
Und als Neueinsteiger auf Platz 10: Boney M. mit »El Lute«


Ja, wie war das damals?
Bregenz und Faller vom Zollfahndungsamt Düsseldorf schauten meist kurz nach Mittag vorbei. Wenn sie 'vor Ort' ermittelten, wollten sie immer ein wenig reden, im Außendienst vereinsame man sonst, meinten sie.
Schäfer, Zollinspektor beim Hauptzollamt Essen an der Trentelgasse, zuständig für die Zwangsvollstreckung hinterzogener Zölle und Verbrauchssteuern, war dann meist schon zurück aus der Mittagspause. Die dauerte offiziell eine halbe Stunde, doch daran hielt sich niemand. Auch Schäfer überzog, meist eine Viertelstunde, wenn er nach dem Essen in der Kantine des Hauptbahnhofs noch kurz über die Kettwiger schlenderte. Auch beim Überziehen der Mittagspause wurde im Hauptzollamt die Hierarchie eingehalten: die Chefs brauchten ein bis zwei Stunden, um zu ihren weichen Sesseln zurück zu kehren.
Schäfer redete gern mit den beiden Fahndern, nicht nur weil er einige ihrer Fälle später zur Vollstreckung der hinterzogenen Steuern auf den Tisch bekam. Was nicht unbedingt immer so angenehm war, denn hinterzogene Steuern herein zu holen, war, gerade bei den größeren Summen, ein mühsames Geschäft.
An manchen Tagen, wenn gegen drei das ganze Hauptzollamt nach dem schweren Kantinenessen langsam im Schnitzelkoma versank, warf ihm Terhart, ein Kollege vom mittleren Dienst, zur Anregung schon mal ein paar Dänen-Pornos auf den Schreibtisch. »Aus unserer Asservatenkammer, beschlagnahmte Ware.«
Beschlagnahmt nicht wegen Schweinerei, sondern weil sie geschmuggelt worden waren, um die Umsatzsteuer zu hinterziehen. Schäfer blätterte dann lustlos in den Heften herum – erst eine Seite Werbung, dann ging es los: Ein Frachter legt im Hafen an. Ein smarter Seemann geht von Bord, schicke dunkelblaue Uniform, weiße Litzen. Schirmmütze. Noch im Hafengelände wird er von zwei hübschen aufgedonnerten Damen angesprochen. Eine Superblonde und eine Schwarzhaarige. In sehr kurzen Röcken, man kann die Slips sehen. Sie ziehen ihn in den Eingang eines Lagerschuppens. Plötzlich hat die Blonde die Titten draußen, die Schwarzhaarige knöpft dem Matrosen die Hose auf, geht in die Knie. Großaufnahme. Die dürftigen Texte entfielen jetzt, aber Schäfer konnte die Bildergeschichten ohnehin inzwischen fast auswendig herbeten. Die Fotos waren gut. Scharf. Da waren Profis am Werk gewesen, das wurde Schäfer immer dann klar, wenn sich bei ihm etwas regte. Die Blonde war inzwischen nackt und die Schwarzhaarige griff …
Die Fortsetzung sollte im nächsten Heft folgen und versprach, dass auch der Kapitän noch auftauchen würde.

Eines Tages schien Bregenz und Faller irgendetwas zu bedrücken. Es dauerte einige Zeit, bis sie damit herausrückten.
»Wir sind gestoppt worden!«, sagte Bregenz.
»Wie, gestoppt?«, fragte Schäfer.
»An der Arbeit gehindert«, sagte Faller.
»Nicht so laut«, meinte Bregenz.
Schäfer zog die Augenbrauen hoch, stand auf und schloss die Tür zum Nachbarbüro, wo eine junge Kollegin an der Statistik des Hauptzollamtes arbeitete.
»Euminsco!«, sagte Faller.
»Und Rombin«, ergänzte Bregenz.
»Ach«, sagte Schäfer.
weiter in: Schicht im Schacht
andere Geschichten:
René Zey: Pommes blut-weiß
Uwe Voehl: Frühstück bei Marilyn
Peter Schmidt: Eine Liebe unter Tage

Nina George: On The Road to Hell oder: Als Herr Simancjec einmal tot war
Ralf Kramp: Nachts im Museum
Sonja Ullrich: Ein Urne für Breslau
Die Vorlage für Story ist die "Goldbach-Affäre". Dazu:
Es geschah in NRW - Der große Benzinbetrug, Ein Film von Christoph Weber, 45 Min, WDR 15. April 2011, 20.15 - 21.00 Uhr
Arne Poll: Auf Jagd nach den Goldbach-Millionen, WAZ Herne, 11.10.2010
Erhard Goldbach bei WIKIPEDIA


Der Autor:
Ulrich Straeter
, geboren 1941 in Dortmund, lebt seit 1968 in Essen. Er arbeitete von 1968 bis 1981 bei der Bundesfinanzverwaltung, studierte dann Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaften und machte 1986 sein Staatsexamen. Seitdem arbeitet er im Kunst- und Kulturbereich als Organisator, Autor und Verleger. Nach zahlreichen Reisebüchern veröffentlichte er 2010 seinen ersten Kriminalroman – den Revierkrimi »Grüne Minna«.


Donnerstag, 17. März 2011

Arnd Federspiel
Jenseits von Heljens


 Tatort: Velbert / Heiligenhaus

»Na, Bücherwurm!«
Amüsiert sah Hauptkommissar Bethke zu seinem gerade eingetroffenen Kollegen, der vor ein paar Wochen zum KK 1 in Mettmann versetzt worden war. Da es sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen hatte, dass der Neue in seiner Freizeit gerne las, hatte es nicht lange gedauert, ihm den entsprechenden Stempel aufzudrücken.
Oberkommissar Jansen trug es mit Fassung. »Der Trend zum Zweitbuch hält an, Chef«, erklärte er.
Bethke lachte. »Nicht bei mir.«
Jansen beschloss, die Bemerkung zu ignorieren. Stattdessen fragte er: »Was haben wir?«
»Leiche, männlich, Mitte zwanzig bis Mitte dreißig. Einschuss auf der linken Brustseite. Die Jacke ist ein wenig versengt, das Opfer kann also nicht weit von seinem Mörder entfernt gestanden haben, als der es erschoss. Genaueres später von Dr. Kemper.«
»Okay.«
»Und Sie«, fuhr Bethke fort, »habe ich kommen lassen, weil Sie früher beim Regionalkommissariat für Velbert und Heiligenhaus waren. Und weil Sie ursprünglich auch von hier stammen, wie ich gehört habe.«
Jansen nickte. Das erklärte es natürlich. Bisher hatten sie ihn in seiner neuen Dienststelle an der kurzen Leine gehalten - angeblich weil er sich erstmal »einarbeiten« müsse. Als hätte er noch nie einen Kriminalfall bearbeitet…
Aber, so sagte man ihm, schließlich sei das regionale Kommissariat in Velbert nur für leichte und mittelschwere Verbrechen zuständig. Ein Mordfall sei eine ganz andere Sache. Darum durfte Jansen bislang, wenn es hoch kam, nur den stummen Diener machen und beeindruckt aus der Wäsche schauen, wenn einer seiner Kollegen messerscharfe Schlüsse zog.
Offensichtlich musste erst ein Mord in Heiligenhaus geschehen, damit Jansen auch mal ran durfte. Na, für irgendetwas musste eine genaue Ortskenntnis ja gut sein.
Jansen sah seinen Vorgesetzten fest an. »Bedeutet das, dass mit der Einarbeitungsphase Schluss ist?«
Bethke legte den Kopf schief. »Schau'n wir mal.«
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andere Kleinstadtgeschichten:
Herbert Knorr: Ohne Senf geht gar nix
F.G. Klimmek: Unsere Stadt soll schöner werden 

Christiane Dieckerhoff: Bis dass der Tod euch scheidet

Der Autor:
Arnd Federspiel,
geboren 1966 in Oberhausen, studierte Jura und Anglistik in Gießen, arbeitete in New York und Los Angeles, absolvierte eine Schauspielausbildung in London und lebt seit 2002 als Schauspieler, Übersetzer und Autor wieder mitten im Ruhrgebiet. Zuletzt erschien von ihm der Krimi »Bei Hitze Mord« (2010).

Christiane Dieckerhoff
Bis dass der Tod euch scheidet

Tatort: Datteln

Ein Sonnenstrahl schien durch den Schlitz in der Jalousie und traf Rondas Lider. Sie wälzte sich auf die andere Seite. In der Nachbarwohnung dudelte ein Radio und Wasser rauschte durch die Rohre. Türenschlagen. In dem verzweifelten Versuch noch einmal einzuschlafen, kniff Ronda die Lider zusammen. Vergeblich. Es gab kein Zurück in ihren Traum.
Da war endlich einmal ein Vater&Sohn-Wochenende, sie konnte ausschlafen, und dann weckte sie die Sonne. Ronda schnaubte, während sie barfuss in die Küche taperte, um das Kaffeewasser aufzusetzen.
Marvin war seit gestern Abend bei seinem Erzeuger. Wenigstens profitierte der Junge von der Trennung. Solange sie verheiratet gewesen waren, hatte Achim nie Zeit für den Jungen gehabt. Irgendein Verbrechen, prompt vibrierte sein Handy und weg war er. Achim, der Unentbehrliche. Achim, der Kriminalhauptkommissar.
Noch seid ihr verheiratet!, zischelte eine Stimme hinter Rondas Schläfe, in exakt dem vorwurfsvollen Tonfall, den ihre zukünftige Exschwiegermutter immer anschlug, wenn sie an Ronda herummäkelte.
Die Betonung liegt auf »noch«!, antwortete ihr Bauch, in exakt der Stimmlage, die Rondas Mutter stets anschlug, wenn sie über ihren zukünftigen Exschwiegersohn herzog.
Eben!, mischte sich Ronda in die Unterhaltung in ihrem Inneren ein. Deshalb wird er sich heute um seinen Sohn kümmern müssen und ich geh shoppen. Basta!
Beim Frühstück, das aus einer Tasse Kaffee und einer verbotenen Zigarette bestand, leistete ihr nur das Radio Gesellschaft. Kein Marvin verschüttete seinen Kakao auf dem Küchentisch oder schmierte Nutella auf das Frühstücksbrettchen, anstatt auf sein Brot. Ronda fühlte sich gleich zehn Jahre jünger und sofort ein kleines bisschen dekadent. Genau die richtige Stimmung, um sich in Recklinghausen diese niedliche Lanvin-Clutch zu kaufen, die eigentlich außerhalb ihrer finanziellen Getrennt-aber–noch-nicht-geschieden-Möglichkeiten lag. Aber wer, wenn nicht sie, sollte ihr so etwas zum Geburtstag schenken.
Ein durchdringendes Fiepen unterbrach die Morningshow und der Polizeifunk plärrte durch die Küche – das umgebaute Radio war nur eins der vielen überflüssigen Dinge, die Achim bei Frau und Kind zurückgelassen hatte.
Bankraub. Geiselnahme. Scheiße.
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andere Bankraub-Geschichten:
Ilke Stitz: Die Unsichtbaren
Gerd Herholz: ZEN in der Kunst das Absahnens

Die Autorin: 
Christiane Dieckerhoff, geboren 1960, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. 1997 konnte sie nach eigener Aussage ihr »Bedürfnis zu schreiben nicht mehr ignorieren« und veröffentlichte seitdem einige Kriminalstories in verschiedenen Anthologien und gemeinsam mit Heinz-Werner Jezewski »Schillers Schatten«. Zuletzt erschien von ihr der 60er-Jahre-Ruhrpottkrimi »Blütenträume«.

Herbert Knorr
Ohne Senf geht gar nix

Tatort: Hattingen
Tatzeit: Weihnachten

Eine Axt gehört in jedes Haus. Er trinkt einen Schluck Kaffee, beißt in ein Stück Stollen, blättert den Lokalteil der Zeitung auf.
Die Sieglinde ist dieses Jahr hervorragend.
Sie wirft die gepellte Kartoffel in die Schüssel mit dem kitschigen Obstdekor und dem hässlichen Sprung.
Vor zwanzig Jahren hat er ihr ein Tupper-Set geschenkt. Zu Weihnachten. Sie hat es nie genutzt.
Also, eine Axt gehört in jedes Haus, basta!
Wieso wozu warum weshalb brauchen wir eine Axt?
Deshalb!
Sie pellt und pellt und pellt und pellt.
Wir haben kein Senf im Haus.
Eine Axt, warum wir die brauchen? Zum Beispiel zu Weihnachten, also heute. Und zu anderen Gelegenheiten.
Der Stollen krümelt auf seinen Schlafanzug. Ihn stört es nicht.
Welche? Welche was? Welche anderen Gelegenheiten!?
Andere eben! Er besteht darauf, auf die Axt, er braucht sie dieses Jahr. Unbedingt.
Wir haben kein Senf im Haus. Ohne Senf geht gar nix.
Der Baum, der Baum muss eingestielt werden. Deshalb braucht er eine Axt.
Für ihn ist die Sache seit Monaten klar, seit Tagen abgemacht. Er geht sie nachher kaufen, da wird er den Senf mitbringen, vom REWE oben am alten Rathaus. Er liest eben nur noch den Sportteil. Er verbrennt sich den Mund: Scheiß Kaffee, scheiß Leben, scheiß Heiligabend.
Er will auch mal raus aus diesem Kaff, wie die Freunde, wegfahren, reisen, überwintern, auf Mallorca, Gran Canaria, Madeira, egal. Seine Knochen, denen täte das gut.
Aber sie will nicht weg aus Hattingen, sie feiert Weihnachten zuhause, Karneval in Holthausen und wieder Weihnachten daheim. Jedes Jahr. Immer wieder.
Aber es ist doch so schön. Weihnachten und so. Da kommen doch auch die Kinder.
Er kann es nicht mehr hören.
Dafür denkt er, stellt sich vor: Gran Canaria – das ist sein Traum. Die Plaza von Las Palmas. Die Kartenspieler, das Domino. Die vielen Schachbretter. 22 Grad zu Weihnachten. Die feiern Weihnachten zu den Heiligen Drei Königen. Balthasar, Melchior, wie hieß noch der Dritte? Egal, auf Kamelen ziehen sie durch die Stadt. In bunten Kostümen. Das ist toll.
Aber sie will nicht, seit fünfzehn Jahren will sie nicht. Erst Aber die Kinder, dann Und die Enkelkinder?, und jetzt Was machen wir mit Oma?
So lange ist er schon in Rente und sitzt hier. Nicht da, wo es warm ist.
Die Celina ist dieses Jahr nicht so gut. Die Sieglinde ist besser.
Sie greift sich eine weitere Kartoffel.
Wir brauchen Senf. Ein bisschen Senf muss in den Salat, und Senf für die Würstchen natürlich.
Eine Axt, ich brauche eine Axt...
weiter in: Schicht im Schacht 
andere kulinarische Stories (ohne Weihnachten):
Martin Schüller: Küche, Katze, Killer
René Zey: Pommes blut-weiß
Uwe Voehl: Frühstück bei Marilyn
© Olivier Favre
Der Autor:
Herbert Knorr
, geboren 1952 in Gelsenkirchen, studierte Germanistik und Geschichte und ist seit 1994 Leiter des Westfälischen Literaturbüros in Unna. Dort erfand er mit anderen 2002 das Krimi-Festival »Mord am Hellweg«, das inzwischen das größte Krimi-Event Europas geworden ist. Viele Veröffentlichungen und Herausgeberschaften. Als »Chris Marten« schrieb er gemeinsam mit einer Kollegin die Thriller »Hydra« (2009) und »Todespfad« (2011).

Peter Schmidt
Eine Liebe unter Tage

Tatort: Gelsenkirchen

Ich legte meinen Unterarm um den Hals der jungen Frau, umfasste mit der linken Hand ihre Brust und beugte mich ruckartig vor, um ihren Körper in die Knie zu zwingen. Sie schrie auf, als habe man ihr das Genick gebrochen … ihre Arme hingen plötzlich leblos herab und ihr Kinn lag kraftlos auf meinem Arm …
Ich zog sie zum Eingang des Schuppens, der sich unterhalb des Förderturms befand.
Seitdem die meisten Schächte verfüllt worden waren, gab es nur noch die Einfahrt über ein paar alte Tagesschächte, hauptsächlich, um Grubenwasser abzupumpen. Man muss sich das Revier als einen unterirdischen See von der Größe des Bodensees vorstellen. Der schmale Schacht im Schuppen an der Rückseite des Wiesengeländes war neuerer Bauart und diente zur Kontrolle der Pumpen.
»Was ist los?«, fragte ich. »Ohnmächtig geworden?«
»Arschloch … was soll das? Wo bringst du mich hin?«
»Na also, geht ja schon wieder.«
Zwischen dem Zechenhaus und den Pappeln am Rand des Gartens tauchte der Wagen eines Paketdienstes auf. Der Fahrer stieg aus und überquerte die Straße, einen Karton unter dem Arm.
»Erwarten Sie Post?«
Sie gab keine Antwort. Ich wusste, dass sie allein im Haus lebte. Der Bote würde wieder verschwinden, wenn niemand öffnete.
»Setzen Sie sich – nein, nicht ans Fenster, auf den Stuhl an der Wand.«
Ich ließ sie los, und sie tat, was ich sagte. Sie hatte ein hübsches Gesicht, wenn auch etwas blass und gereizt, und in ihrem aufgesteckten braunen Haar, das mit einem Hornkamm aufgesteckt war, glänzte eine dunkle Schleife.
»Haben Sie keine Bekannten in der Nachbarschaft?«
»Geht Sie das was an?«
»Oh, inzwischen geht mich das eine Menge an. Sie haben mich beobachtet? Einmal sogar mit einem Fernglas von ihrem Schlafzimmerfenster aus. Und als Sie merkten, dass ich's mitbekommen hatte, gingen Sie in Deckung …«
Wir befanden auf der Hofseite, aber ich konnte durch den Ausschnitt zwischen den Pappeln sehen, wie der Kurierfahrer zurückkam, das Paket auf den Beifahrersitz warf und wegfuhr.
Ihr Haus sah aus wie eines dieser alten Zechenhäuser, denen man einen pinkfarbenen Anstrich verpasst hatte, um sie jünger wirken zu lassen, doch die schmalen Fenster im Parterre mit Quergittern und das Walmdach mit seinem charakteristischen Giebel und den halbmondförmigen Fenstern stammten aus derselben Zeit, in der die Zeche erbaut worden war.
»Was treiben Sie hier eigentlich?«, fragte sie. »Schacht Oberschuir ist doch schon seit 1984 verfüllt.«
»Als Wetterschacht, ja. Sie kennen sich aber gut aus?«
»Mein Großvater war Bergmann.«
»Und Sie leben hier allein, Julia, hab ich recht?«
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andere Bergbau-Geschichte:
Roger M. Fiedler: Die kleine Pest von Wanne-Eickel
Nina George: On The Road to Hell oder: Als Herr Simancjec einmal tot war

Der Autor: Peter Schmidt, geboren 1944 in Gescher, studierte Literaturwissenschaft und Philosophie. Er gehört mit seinen zahlreichen Thrillern in die erste Garde der deutschen Agenten- und Polit-Thrillerautoren. In den Jahren 1986 1987 und 1991 erhielt er den Deutschen Krimipreis. 1994 verlieh man ihm in Anerkennung seines bisherigen Werkes den Literaturpreis Ruhr. Zuletzt erschien von ihm der Thriller »Endorphase-X« (2010)

Gerd Herholz
ZEN in der Kunst des Absahnens

Tatort: Duisburg und Umgebung

Ausatmen, sagte sie sich, Ausatmen nicht vergessen. Wozu sonst das ganze Zen-Sitzen, seit fast einem Jahrzehnt jeden Morgen Zazen. Und danach die Qigong-Übungen. Also, komm, die Ruhe bewahren, atme vollständig aus.
Genau wie Suzuki Rôshi geschrieben hatte: Es ist sehr wichtig, sich um die Ausatmung zu kümmern. Wenn wir immer versuchen, lebendig und aktiv zu sein, geraten wir in Schwierigkeiten. Wenn wir aber ruhig sein oder uns in Leere auflösen können, dann wird ganz von selbst alles in Ordnung kommen. Buddha wird für uns sorgen.
Und so ist es auch gekommen. Nachdem sie für sich selbst gesorgt hatte, hatte auch Buddha für sie gesorgt – und gar nicht mal schlecht: dreimal in den letzten zehn Jahren. Dreimal war es überraschend gut gelaufen, zu gut vielleicht, mag sein. Trotzdem, irgendwann in den nächsten Wochen würde sie es nach zwei Jahren wieder tun, in Duisburg diesmal. Noch war das Geld nicht knapp, aber genau darauf wollte sie nun wirklich nicht warten.
Sie hatte den Platz noch sorgfältiger gewählt als sonst. Hatte die Archive der Lokalzeitungen durchstöbert, hatte Berichte über Banküberfälle, Beutesummen, häufigste Tatzeiten und Aufklärungsquoten studiert, die örtliche Kriminalstatistik ausgewertet und sich dann präzise entschieden.
Für die Hauptsparkasse an der Kö, eine Sparkasse, die eine Beute von mehreren hunderttausend Euro versprach. Eine Sparkasse, deren Sicherheitsvorkehrungen lange so schlicht ausgesehen hatten, dass ein Überfall kleinen Idioten immer mal wieder aussichtsreich vorgekommen war. Außerdem wurde da gerade umgebaut. Viel los hier an der Königstraße, ziemlich viel Durcheinander so nah am neuen Forum Duisburg, European Shopping Mall 2010. Mit der Goldenen Himmelsleiter davor, Kunst am Bau, muss so 60 Meter hoch sein, mit Blattgold feuerveredelt, hatte sie gelesen.

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Sie saß mit ihrem Buch am Café Dobbelstein, heute auf der Terrasse draußen, ganz nah bei der Sparkasse, das Wetter war mild. Wenn's kühler war, schaute sie von drinnen durch die große Fensterfront. Seit Wochen saß sie so, drinnen oder draußen, sah scheinbar desinteressiert der ruhelosen Menge zu, ohne je den Eingang der Sparkasse aus den Augen zu verlieren. Nur eine Frage der Zeit, das Ganze. Zeit, in der sie mit offenen Augen meditierte oder nebenbei las. Heute lag Sunzi vor ihr, »Die Kunst des Krieges«:...
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andere Story über Bankräuber in Duisburg: Ilka Stitz: Die Unsichtbaren
andere Story aus Duisburg: Nadine Buranaseda: Wonderful life

Der Autor:
Gerd Herholz, geboren 1952 in Duisburg, studierte Germanistik, Psychologie und Pädagogik. Gymnasiallehrer, Stadtteilkulturarbeiter, daneben journalistische Arbeiten und Gedichte. Heute ist er wissenschaftlicher Leiter des Literaturbüros Ruhr in Gladbeck und bloggt bei den Ruhrbaronen. Er veröffentlichte unter anderen »Die Musenkussmischmaschine - 132 Schreibspiele«(mit Bettina Mosler) und zuletzt als Herausgeber »Stimmenwechsel - Poesie längs der Ruhr« (2010).

Nina George
On The Road to Hell - Als Herr Simancjec einmal tot war

Tatort: Auf den Straßen / A40 etc

Die dicke blasse Sparkassentrulla mit der Kastenbrille erkennt mich wieder und wird blass.
»Sie?«, lispelt sie. »Was wollen Sie denn schon wieder?«
»Mein Geld«, antworte ich.
Als sie die Pistole sieht, wird sie noch blasser.
»Hilfe!«, haucht sie dann. »Überfall!«
»So würde ich das nicht nennen, aber wenn Sie darauf bestehen …« Ich setze der Trulla die Pistole an den größten ihrer gelben Pickel auf der Stirn.
Sie fällt in Ohnmacht und vom Stuhl.
Das tut mir Leid, aber sie haben mir keine Wahl gelassen. Wenn ich nicht gestorben wäre, hätte das alles jetzt hier nicht sein müssen.
***
Mein Name ist Horst Simancjec. Ich bin 63 Jahre alt, frühpensioniert, zuletzt auf Kokerei Kaiserstuhl III, bevor der Chinese da alles abgebaut und nach Shangdong mitgenommen hat. Ich bin dann mit meiner Gitte weg aus Dortmund, rüber nach Bochum-Hamme, in die Berggate.

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Das ist direkt am Ruhrschleichweg, der rauscht da gleich bei uns hinterm Haus vorbei, das ist fast wie die Brandung am Meer. Die Gitte wollte da nie hin, eben wegen der ewigen Blechlawine, aber ich denk mir, in dem Blech sitzen ja Menschen drin, was kann man denn gegen Menschen haben? Gegenüber von der Berggate, auf der anderen Seite der A40 ist ein Saunaclub und die Autobahnkirche, die teilen sich den Parkplatz mit der Türkendisco da.
Also, jedenfalls, ich sammele Schneekugeln und ich bin tot. Um genau zu sein, bin ich dat natürlich nicht, aber dat glaubt mir ja keiner. Und wieso nicht? Weil irgendein Computer gesagt hat: Der Horst Simancjec ist jetzt mal übern Jordan, Edeka, Ende der Karriere. Und so als Toter hat man's nicht leicht in Deutschland. Einmal tot, immer tot, da ist Schicht im Schacht.
Dat ging alles los mit dem Brief von der Rente. Die Gitte, die...
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andereStory zur Verkehrssituation: Roger M. Fiedler: Die kleine Pest von Wanne-Eickel

Foto: © Marion Losse
Die Autorin:
Nina George, geboren 1973 in Bielefeld, lebt und arbeitet als Publizistin, Kolumnistin, Journalistin, Dozentin, Moderatorin und Schriftstellerin in Hamburg. Ihre Krimi-Karriere begann sie 1999 mit »Kein Sex, kein Bier und jede Menge Tote«, zuletzt erschien ihr Wissenschaftsthriller »Ein Leben ohne mich« (2008, unter Nina Kramer). Unter ihrem Pseudonym »Anne West« veröffentlichte sie bisher mehr als Dutzend Sachbücher rund um Liebe, Sex und den Wahnsinn Leben.

Mittwoch, 16. März 2011

Tatort Datteln
Showdown im Kreisverkehr

Revierkrimi-Sammlung bietet spannende Unterhaltung

»Böse Zungen behaupten, Datteln sei nicht nur der größte Kanalknotenpunkt Europas, sondern auch die Stadt mit der höchsten Ampeldichte des Kontinents«, heißt es in der Story »Bis dass der Tod euch scheidet« von Christiane Dieckerhoff. Und ihre Heldin Ronda ist froh, als sie endlich die Lukaskreuzung hinter sich hat. »Sie bog in die Dortmunder Straße ab. Kurz vor Erkenschwick blies ihr das Warmluftgebläse den Dunst der Wurstfabrik ins Gesicht. Manche Menschen mochten den rauchigen Geruch. Ronda gehörte nicht dazu. Sie drückte aufs Gaspedal.« Während ihr Nachwuchs Marvin im Kindersitz mit seiner »Pi-to-le« spielt, meldet Radio Vest, dass ein Bankräuber gerade in Rondas Richtung geflüchtet ist. Am Kreisverkehr an der Dortmunder Straße kommt es schließlich zum Showdown - Marvins »Pi-to-le« gegen die Waffe des Gangsters. Erschienen ist die spannende Story der Dattelner Krimi-Autorin in dem neuen Krimisammelband »Schicht im Schacht«.
Die neue Ruhrgebietskrimi-Sammlung wurde von H.P. Karr herausgeben und vereinigt zwei Dutzend spannende, unterhaltsame und gelegentlich auch skurril-komische Kriminalgeschichten von ausgewiesenen Profis. Anfangen von Krimi-Meistern wie Ralf Kramp, Anne Chaplet und Jörg Juretzka bis hin zu Arnd Federspiel und Sonja Ullrich, den aktuellen Geheimtipps des Revierkrimis geben sich hier alle Autoren und Autorinnen ein Stelldichein, die nicht nur in der Revierkrimi-Szene etwas zu sagen haben.

Angeheuert wurden sie für die »Schicht im Schacht« von Herausgeber H.P. Karr. »Wenn nichts mehr geht, dann ist 'Schicht im Schacht'«, erklärt Krimi-Fachmann H.P. Karr, der schon im vergangenen Jahr eine erfolgreiche Revierkrimi-Sammlung veröffentlichte. »In den neuen Kurzkrimis gibt es noch mehr Spannung und noch mehr Lokalkolorit und Anspielungen auf reviertypische Gegebenheiten.« Wie etwa der Wehrturm am Abtskücher Teich oder die Goldbach-Afffäre in den Achtzigern. "Es sind allesamt Krimis, die nur hier im Revier spielen können!", fasst Karr zusammen.
Unter dem Motto »Maloche, Macker und Moneten« bietet "Schicht im Schacht" Mordgeschichten von hart bis zart, und natürlich auch mit  dem revier-typischen Humor, der den Ruhrgebietskrimi so populär gemacht hat.

Tatort Wuppertal
Tödliches Finale im Museum

Revierkrimi-Sammlung bietet spannende Unterhaltung

»Was werden sie mit mir machen, wenn sie zurückkommen?«, fragt sich der Held in der Kriminalstory »In Barmen kein Erbarmen" von Anne Chaplet. »Im Maschinenpark des Museums eignete sich fast alles dazu, einem Menschen Schmerzen zu bereiten«. Das Wuppertaler Museum für Frühindustrialisierung ist Schauplatz des spannenden Kurzkrimis von Anne Chaplet. Die Autorin, die unter ihrem wirklichen Namen Cora Stephan eine der angesehensten politischen Essayistinnen ist, war als promovierte Historikerin beim Recherchertermin im Tal sofort vom Museum neben dem Engels-Haus fasziniert. So wurde die Anlage zum Schauplatz ihrer Story über die Verwicklung des biederen Finanzbeamten Victor in die Machenschaften der Wuppertaler Wettmafia.
Erschienen ist der mit viel Blick fürs Lokalkolorit erzählte Wuppertal-Krimi in der aktuellen Revierkrimi-Sammlung »Schicht im Schacht«, herausgegeben von H.P. Karr.

Die neue Ruhrgebietskrimi-Sammlung vereinigt zwei Dutzend spannende, unterhaltsame und gelegentlich auch skurril-komische Kriminalgeschichten von ausgewiesenen Profis. Anfangen von Krimi-Meistern wie Ralf Kramp, Anne Chaplet und Jörg Juretzka bis hin zu Arnd Federspiel und Sonja Ullrich, den aktuellen Geheimtipps des Revierkrimis geben sich hier alle Autoren und Autorinnen ein Stelldichein, die nicht nur in der Revierkrimi-Szene etwas zu sagen haben.

Angeheuert wurden sie für die »Schicht im Schacht« von Herausgeber H.P. Karr. »Wenn nichts mehr geht, dann ist 'Schicht im Schacht'«, erklärt Krimi-Fachmann H.P. Karr, der schon im vergangenen Jahr eine erfolgreiche Revierkrimi-Sammlung veröffentlichte. »In den neuen Kurzkrimis gibt es noch mehr Spannung und noch mehr Lokalkolorit und Anspielungen auf reviertypische Gegebenheiten.« Wie etwa Wuppertal mit der Schwebebahn und dem Engels-Haus oder die Goldbach-Afffäre in den Achtzigern. "Das sind alles Krimis, die nur hier im Revier spielen können!", fasst Karr zusammen.
Unter dem Motto »Maloche, Macker und Moneten« bietet "Schicht im Schacht" Mordgeschichten von hart bis zart, und natürlich auch mit  dem revier-typischen Humor, der den Ruhrgebietskrimi so populär gemacht hat.

Dienstag, 15. März 2011

Anne Chaplet
In Barmen kein Erbarmen

Tatort: Wuppertal

Der Schmerz in seinen Fingern hatte sich mittlerweile in jede Nervenfaser seines Körpers eingebrannt. Seine Linke hing kalkweiß herunter, gestreift von schwarz geronnenem Blut. Die rechte Hand zitterte. »Wenigstens haben sie links und nicht rechts angefangen«, dachte Victor Frank und versuchte, das Zittern zu kontrollieren, damit er schneller arbeiten konnte. Loch für Loch stanzte er in den Pappstreifen, der das Programm enthielt, das die Bandwebmaschine antrieb.  Die 'Banditin', wie er sie nannte, war seine Favoritin, hier im oberen Saal des Wuppertaler Museums für Frühindustrialisierung. Mit ihr fertigte er nach Feierabend oder auch mal am Wochenende Bänder in den Farben und mit dem Logo der beliebtesten Fußballvereine an - die Fans waren ganz scharf darauf und bestellten wie die Irren. Jedes Wort auf dem gewebten Band und jedes Muster in jeder Farbe konnte man mit der Stanzmaschine programmieren, vor der er jetzt stand, obwohl er sich kaum aufrechthalten konnte. Kürzlich hatte er grün-weiße Bänder für den SC Salingia Barmen 08 programmiert und sich zweimal verschrieben dabei. War »Salingia« vielleicht ein Name für einen Fußballverein? Egal: diesmal durfte er sich bei dem, was er stanzte, nicht verschreiben. Diesmal ging es um sein Leben.
Victor Frank hob den Kopf und blickte auf die Wand hinter der Hollerithstanze. Nein, es ging schon lange nicht mehr um sein Leben. Nur noch um das Leben danach.  Um seine Rache.
***
»Jetzt lassen wir die Puppen tanzen!« Slavek hatte Roko zugenickt, der breit grinsend den Hebel herunterzog. Mit einem unwilligen Knurren setzte sich die »Puppenkönigin« in Bewegung, eine Flechtmaschine aus dem 19. Jahrhundert, mit der Victor zuletzt blau-weiße Schnürsenkel für die Fans von Schalke 04 angefertigt hatte. Exklusiv.
Ja, bei ihm war alles exklusiv. Auch sein Tod. Exklusiv und exquisit, vor allem was die Schmerzen betraf.
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Die Autorin:
Anne Chaplet wohnt mit drei Katzen in Oberhessen, Frankfurt am Main und Südfrankreich. In ihrem Pass steht der Name Cora Stephan, unter dem sie als promovierte Politikwissenschaftlerin und Historikerin zahlreiche Sachbücher verfasst hat. Für ihre bislang neun Kriminalromane erhielt sie zweimal den Deutschen Krimipreis sowie den Krimipreis von Radio-Bremen.

Ilka Stitz
Die Unsichtbaren

Tatort: Duisburg / Landschaftspark

»Sofort raus!« Kurts Stimme klang dumpf.
Die Glastüren glitten mit einem Seufzen auseinander, draußen wartete der Porsche Cayenne mit laufendem Motor. Beagle Rocky hechelte hinter der Heckscheibe.
Paul, der Fahrer, reckte sich, um die Beifahrertür zu öffnen, und zog Elvira am Arm in den Wagen, während Isolde sich auf den Rücksitz hievte und durchrutschte, um Wilhelm und Kurt Platz zu machen.
Paul hatte Recht behalten, der Cayenne war zwar nicht billig gewesen, aber als Fünfsitzer wie für ihre Anforderungen gemacht.
»Und los!« Isolde stopfte die prallen Plastiktüten neben sich auf die Rückbank.
Paul gab Gas und sie fuhren ohne Licht, aber mit quietschenden Reifen ab. Isolde sah hektisch nach links, nach rechts, nach hinten. Alles war ruhig. Auf der Bismarckstraße war nur ein einsamer Passant unterwegs, und der beachtete sie nicht. Das Gute am Winter war, dass es so früh dunkel war. Kaum fünf Uhr Nachmittags und es war schon finster wie in der Nacht. Morgen sollte es schneien.
Nach zweihundert Metern bogen sie rechts auf die Kammerstraße ab, Paul drosselte das Tempo und schaltete die Scheinwerfer ein.
Endlich außer Sicht, runter mit der Skimaske. Isolde atmete auf. Die Dinger waren warm und kratzten im Gesicht.
Isolde holte ihre Handtasche aus dem Fußraum, kramte den Taschenspiegel heraus und sah sich das Fiasko in ihrem Gesicht an. Rote Flecken prangten auf Wangen und Stirn, großartig! »Diese Masken sind scheußlich.«

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andere Duisburg-Stories:
Gerd Herholz: ZEN in der Kunst des Absahnens
Nadine Buaranseda: Wonderful life

Die Autorin:
Ilka Stitz, geboren 1960 in Hannover, studierte Kunstgeschichte, Germanistik und klassische Archäologie und arbeitete als Journalistin in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Gemeinsam mit Karola Hagemann schrieb sie als »Malachy Hyde« vier historische Romane, die im Kleinasien der Römerzeit um 40 v. Ch . angesiedelt waren. Zuletzt erschien von ihr als Alleinautorin »Wer Fortuna trotzt« (2010), ein historischer Krimi aus der Zeit der römisch besetzten Rheinlande.

René Zey
Pommes blut-weiß

Tatort: Essen - Westviertel
Schaschlik 3,20
Frikadelle 1,80
Grillhaxe 5,90

Dunkler Rauch quoll aus dem Fenster des »Tura-Grills«, hüllte das Pommesbüdchen und die halbe Oberdorfstraße in eine graue, wabernde Wolke. Die Fritteuse hatte sich überhitzt, rabenschwarze Fritten tanzten an der Oberfläche, versanken im blubbernden Schaum, um Sekunden später daraus noch schwärzer wieder aufzutauchen. Das Fett brutschelte mit 180 Grad, spritzte zischend nach allen Seiten, schwappte unkontrolliert über den Rand und glitt in breiten Streifen die Edelstahlflächen hinunter.
Hannas Körper lag auf dem gefliesten Boden, eingezwängt zwischen der Kühltruhe und dem Unterschrank der Theke. Ihre Beine lang ausgestreckt, ihr Rücken an das Stahlgerüst des Grills gelehnt, auf dessen Stangen sich ein Dutzend viel zu krosser Hähnchen drehten. Hannas Kopf war zur Seite abgeknickt, ihre Augen geschlossen. Sie trug einen weißen Kittel und umklammerte mit der Linken eine blaue Plastikschüssel mit ein paar rohen Bratwürsten. Einige Würste waren aus der Schüssel gerutscht und lagen zwischen Hannas Körper und der Kühltheke. Von der Fritteuse war Fett auf Hannas Haar gespritzt, hatte sich seinen Weg entlang ihrer Wange gesucht, um schließlich als brauner, öliger Fleck vom Kragen ihres Kittels aufgesaugt zu werden.
Der Mann aus dem Sonnenstudio an der Helenenstraße hatte Hanna gefunden, sah sie erst spät, weil sie unterhalb der Theke lag. Er hatte zunächst geduldig vor dem Schalter gewartet, vermutete, dass Hanna auf der Toilette im Keller des »Tura-Grills« war. Schließlich hatte er nach ihr gerufen und sich dann durchs Fenster gebeugt. Danach hatte der Mann aus dem Sonnenstudio an der Tür des Grills gerüttelt, aber es war eine Stahltür, die von innen abgeschlossen war. Die Verkäuferinnen hatten Anweisung, die Tür verschlossen zu halten - wegen der Überfälle in letzter Zeit. Im Mai und im Juli waren Maskierte in den Grill eingedrungen, hatten beim ersten Mal Hanna und beim zweiten Mal einer Aushilfe eine Pistole unter die Nase gehalten. Beides Male waren die Täter mit der Tageseinnahme verschwunden. Aber diesmal schien es kein Überfall gewesen zu sein, denn die Kasse - eine pralinenschachtelgroße Stahlkassette - stand offen auf dem Tisch neben der Kühltruhe. Weder Scheine noch Kleingeld fehlten, wie die Polizei später feststellte.

weiter in: Schicht im Schacht 
Homepage des Tura-Grills (im Aufbau)
derwesten.de: "Wat schönret gibbet nich als wie Currywurst" 
andere Pommes- und Imbiss-Geschichte:
Uwe Voehl: Frühstück bei Marilyn
andere Essen-Geschichten: 
Ralf Kramp: Nachts im Museum
Karr& Wehner: Essener Geschichten
Der Autor:
René Zey,
geboren 1955 in Essen, studierte Philosophie und Germanistik in Essen, Bonn und Münster und arbeitete anschließend als Verlagslektor, ehe er sich mit einem Medienbüro selbstständig machte. Mit seinem Lyrikband »Sommersemester – Wintersemester« und der Erzählung »Hauptstudium« landete er in den achtziger Jahren zwei veritable Szene-Bestseller. Seither veröffentlichte er eine Vielzahl von Sachbüchern und Ratgebern.

Montag, 14. März 2011

Tatort Heiligenhaus
Mord »Jenseits von Heljens«

Revierkrimi-Sammlung bietet spannende Unterhaltung

»Der Tote lag auf dem noch taufeuchten Weg, der rund um den Abtskücher Teich verlief«, heißt es in der Story »Jenseits von Heljens« von Arnd Federspiel. Und Kommissar Jansen denkt: »Da hat sich unser Opfer aber einen romantischen Ort zum Sterben ausgesucht.« Velbert und Heiligenhaus sind die Schauplätze des spannenden Kurzkrimis, mit dem der Schauspieler und Autor Arnd Federspiel in dem neuen Krimisammelband »Schicht im Schacht« vertreten ist.
Dass Kommissar Jansen, bei den Kollegen als Bücherwurm bekannt, überhaupt zu den Ermitltungen hinzugezigen wird, liegt daran, dass er aus Heiligenhaus stammt. , Aber er muss dann auch zugeben: »Ich kenne hier zwar Jan und Jupp, schließlich ist das alte Heljens in dieser Beziehung ein Dorf, aber alle Einwohner der Stadt sind mir leider nicht bekannt. Immerhin sind es dann doch an die 27.000.«

Die neue Ruhrgebietskrimi-Sammlung »Schicht im Schacht« wurde von H.P. Karr herausgeben und vereinigt zwei Dutzend spannende, unterhaltsame und gelegentlich auch skurril-komische Kriminalgeschichten von ausgewiesenen Profis. Anfangen von Krimi-Meistern wie Ralf Kramp, Anne Chaplet und Jörg Juretzka bis hin zu Arnd Federspiel und Sonja Ullrich, den aktuellen Geheimtipps des Revierkrimis geben sich hier alle Autoren und Autorinnen ein Stelldichein, die nicht nur in der Revierkrimi-Szene etwas zu sagen haben.

Angeheuert wurden sie für die »Schicht im Schacht« von Herausgeber H.P. Karr. »Wenn nichts mehr geht, dann ist 'Schicht im Schacht'«, erklärt Krimi-Fachmann H.P. Karr, der schon im vergangenen Jahr eine erfolgreiche Revierkrimi-Sammlung veröffentlichte. »In den neuen Kurzkrimis gibt es noch mehr Spannung und noch mehr Lokalkolorit und Anspielungen auf reviertypische Gegebenheiten.« Wie etwa der Wehrturm am Abtskücher Teich oder die Goldbach-Afffäre in den Achtzigern. "Es sind allesamt Krimis, die nur hier im Revier spielen können!", fasst Karr zusammen.
Unter dem Motto »Maloche, Macker und Moneten« bietet "Schicht im Schacht" Mordgeschichten von hart bis zart, und natürlich auch mit  dem revier-typischen Humor, der den Ruhrgebietskrimi so populär gemacht hat.

Sonntag, 13. März 2011

Tatort Hattingen
Eine Axt zu Weihnachten!

Revierkrimi-Sammlung bringt amüsanten Hattingen-Krimi

»Eine Axt gehört in jedes Haus«, sinniert der Held in der Kriminalstory »Ohne Senf geht gar nix« von Herbert Knorr. Denn eine Axt kann man immer gebrauchen: »Zum Beispiel zu Weihnachten, also heute. Und zu anderen Gelegenheiten.«
Es ist eine Weihnachtsgeschichte der etwas anderen Art, die Herbert Knorr zur aktuellen Revierkrimi-Sammlung »Schicht im Schacht« beigesteuert hat. Im weihnachtlichen Hattingen steigert sich die Suche nach der Axt zum mörderischen Ehedrama um verletzte Gefühle und zerstörte Träume. Denn die Ehefrau will nichts wissen von Weihnachten aus Las Palmas: »Sie will nicht weg aus Hattingen, sie feiert Weihnachten zuhause, Karneval in Holthausen und wieder Weihnachten daheim. Jedes Jahr. Immer wieder.«
Und so nimmt das Weihnachstdrama zwischen Schiller- und Eichendorffstraße seinen Lauf. Das alles erzählt Herbert Knorr mit trockenem Revier-Humor und viel Liebe zum Hattinger Lokalkolorit.

Die neue Ruhrgebietskrimi-Sammlung »Schicht im Schacht« vereinigt zwei Dutzend spannende, unterhaltsame und gelegentlich auch skurril-komische Kriminalgeschichten von ausgewiesenen Profis. Anfangen von Krimi-Meistern wie Ralf Kramp, Anne Chaplet und Jörg Juretzka bis hin zu Arnd Federspiel und Sonja Ullrich, den aktuellen Geheimtipps des Revierkrimis geben sich hier alle Autoren und Autorinnen ein Stelldichein, die nicht nur in der Revierkrimi-Szene etwas zu sagen haben.

Angeheuert wurden sie für die »Schicht im Schacht« von Herausgeber H.P. Karr. »Wenn nichts mehr geht, dann ist 'Schicht im Schacht'«, erklärt Krimi-Fachmann H.P. Karr, der schon im vergangenen Jahr eine erfolgreiche Revierkrimi-Sammlung veröffentlichte. »In den neuen Kurzkrimis gibt es noch mehr Spannung und noch mehr Lokalkolorit und Anspielungen auf Reviertypisches.« Wie etwa das Hattinger Aphoristiker-Treffen oder die Goldbach-Afffäre in den Achtzigern. "Das sind alles Krimis, die nur hier im Revier spielen können!", fasst Karr zusammen.
Unter dem Motto »Maloche, Macker und Moneten« bietet "Schicht im Schacht" Mordgeschichten von hart bis zart, und natürlich auch mit  dem revier-typischen Humor, der den Ruhrgebietskrimi so populär gemacht hat.

Uwe Voehl
Frühstück bei Marilyn

Tatort: Hagen


Frische Pommes, leckre Wurst,
eine Coca für den Durst,
etwas Saures für den Magen,
das kann jeder gut vertragen!

Ich erinnere mich, als wäre es erst gestern geschehen. Ihre Leiche fand man in der Volme. Einfach von der Brücke geworfen. Von der Altenhagener Straße. Sie sei ertrunken, hieß es.
Dass sie von der Brücke geworfen wurde, behaupte ich. Offiziell kam man zu dem Schluss, dass sie sturzbetrunken war, sich übergeben musste und dabei über das Geländer gekippt sei. Ziemlich unwahrscheinliche Sache. Man muss sich schon sehr weit über das Geländer lehnen, um das Gleichgewicht zu verlieren. Außerdem ist die Volme an der Stelle nicht viel tiefer als eine Pfütze. Selbst ein Einjähriger kann darin stehen.
Eher hätte sie sich das Genick brechen können. Aber gut, ich will es nicht abstreiten: Angenommen, sie wäre wirklich ohne Fremdeinwirkung von der Brücke gestürzt, dann hätte sie so unglücklich aufkommen können, dass sie das Bewusstsein verloren hätte und theoretisch selbst in der flachen Volme ertrinken können.
Dennoch: Das Ganze ist so unwahrscheinlich, als würde ich behaupten, ich könnte mich unter einem Wasserhahn ertränken. Oder mir mit einem Spielzeugmesser die Pulsadern aufschneiden. Oder mich mit einem Zwirnfaden erhängen.
Was ich nämlich definitiv weiß: Prinzessin Kajuku hat nicht getrunken. Niemals! Nicht einen Tropfen Alkohol! Ihre Eltern waren beide Alkoholiker. Da gab es oft Zoff zu Hause. Ich wusste, wie sehr sie das Elend hasste! Oft kam sie mit einem blauen Auge oder aufgeplatzten Lippen in die Schule.
»Gib mir die Absolution, und ich bring das Schwein von Stiefvater für dich um«, hatte ich ihr einmal angeboten, aber sie hatte nur den Kopf geschüttelt und gesagt: »Ich kann doch meine Eltern nicht dafür hassen, dass sie krank sind.«
So war sie, eine Art Samariterin.
Eine Heilige, sagten andere.
 ***
»Mehr als dreißig Jahre ist das jetzt her«, sagte Alex.
»Fünfunddreißig! Mehr als fünfunddreißig«, berichtigte Brandy.
Wir hatten uns in »Melinda's Pub« verabredet. Der Schuppen befand sich genau an der Stelle, an der vor über dreißig Jahren Marilyns Imbisswagen stand. Damals war hier nur ein Parkplatz gewesen. Dann hatte man irgendwann einen Neubau an der Stelle hochgezogen.

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andere Pommes- und Imbiss-Geschichte:
Renè Zey: Pommes blut-weiß

Der Autor:
Uwe Voehl, geboren 1959 in Hagen, lebt in Bad Salzuflen und arbeitet nach einem Wirtschaftsstudium als Werbetexter und Schriftsteller. Bereits seit den 1970ern schreibt er Beiträge und Exposés für zahlreiche Romanheftserien. Seine Erzählungen und Kurzgeschichten wurden mehrmals mit Preisen ausgezeichnet. Zuletzt erschien von ihm »Blut und Rüben« (2011), der erste Krimi aus der Moritz Morgenstern-Reihe.

Freitag, 11. März 2011

Nadine Buranaseda
Wonderful life

Tatort: Duisburg

Plötzlich sah ich vor mir, was zu tun war!
Und was ich schon längst hätte tun sollen!
Und das war, endlich Schluss zu machen …
(Uhrwerk Orange, 1971)

Stolpere mehr, als dass ich noch renne. Hier soll es also enden: ein Leben voller Bullshit, gefolgt von noch mehr Dreck, den kein Mensch ertragen kann.
Beug mich keuchend nach vorn, stütz die Hände auf die Oberschenkel und spuck auf den Asphalt. Wenn ich könnte, würd ich alles rauskotzen. Aber so viel kann ich gar nicht fressen.
Meine Lungen brennen. Als ich mich wieder aufrichte, hat es angefangen zu schneien. Blick nach oben und seh, wie die Eiskristalle im fahlen Licht der Brückenbeleuchtung auf mich runter wirbeln. Ein paar treffen mein Gesicht, um sofort zu schmelzen. Wie Tränen, die ich nie raus gelassen hab.
Tret ans Geländer und umklammer mit beiden Händen den kalten Stahl. Die Scheißkälte kriecht meine Arme hoch und lässt mich am ganzen Körper zittern.
Darüber, wie es passieren soll, hab ich mir bis zu dieser Nacht keinen Kopf gemacht. Bin bloß durch die leeren Straßen der Stadt gelaufen. Erst als die beiden Brückentürme vor mir aufgetaucht sind, hab ich plötzlich klar gesehen. Sie haben mich magisch angezogen wie 'ne Handvoll Hunnis die Nutten. Jetzt gibt's kein Zurück mehr.
Immer wieder hab ich mir eingeredet, dass alles besser wird. Aber jeder neue Tag war die Hölle. Jetzt weiß ich: Das Leben ist 'ne einzige Lüge. Alles nur Theater, und ich bin eine verdammte Marionette. Hab immer nach der Pfeife der anderen getanzt. Hab gute Miene zum bösen Spiel gemacht und versucht mich anzupassen. Gehör trotzdem nirgendwo hin. Bin ein verdammter Freak, daran lässt sich nun mal nichts ändern. Steht in Großbuchstaben auf meiner Stirn, seit ich auf der Welt bin.
Spür immer noch ihre Blicke. Und die Sprüche, die mich bis in meine Träume verfolgen: Motherfucker. Muttersöhnchen. Hatte aber sonst niemanden. Sie war immer da. Im Gegensatz zu meinem Alten. Der hat uns im Stich gelassen, da war ich grad mal fünf. Ist einfach abgehauen und hat jetzt eine neue Familie. Mit zwei Mädchen, seinen blonden Engelchen. Schöne heile Welt – mir wird schlecht!
Und jetzt hat sie mich ausgesetzt wie einen räudigen Köter. Die eigene Mutter. Ab dem Punkt hab ich aufgehört, an irgendetwas zu glauben. Wenn ich an den Nachmittag zurückdenk, spür ich wieder, wie's in meinem Magen heiß wird. Eine Verzweiflung, die sich in meine Eingeweide brennt und mich von innen auffrisst. Sie hatte nur ein schwaches Lächeln für mich übrig, hat nur mit den Schultern gezuckt. Jetzt bin ich ihr egal. Dabei war ich der Mann im Haus. Hab jede Nacht in ihrem Bett geschlafen und ihrem Atem zugehört. Sie war weich und warm.
Muttersöhnchen!
Aber im Grunde genommen bin ich jedem latte. Niemand wird mich vermissen, wenn ich ein für allemal verschwinde. Alle gottverdammte Heuchler, jeder einzelne von ihnen.
Werd auf einmal ganz ruhig. Hatte meine Entscheidung längst getroffen, als ich das Heim verlassen hab.
Ohne mich noch mal umzublicken, kletter ich übers Brückengeländer. Unter mir wälzt sich der Rhein durchs Flussbett. Mein Atem stockt, als ich in das schwarze Nichts starre, das mich erwartet. Dann lass ich los.

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andere Stories aus Duisburg:
Ilka Stitz: Unsichtbar
Gerd Herholz: ZEN in der Kunst des Absahnens


Nadine Buranaseda
Die Autorin:
Nadine Buranaseda, geboren 1976 in Köln, studierte Deutsch und Philosophie in Bonn. Sie veröffentlichte 2005 ihren ersten Krimi - einen Jerry Cotton-Roman, dem bis heute mehr als ein Dutzend folgten. 2010 erschien ihr erster Bonn-Krimi »Seelengrab«.